Foto: Jörg Dembinski
Frank Eckhoff, begeisterte Handballfan und Hallensprecher des TVB Wuppertal, hat sich mit Thomas Zeitz ausführlich über die aktuelle Saison und Zeitz neue Aufgabe bei der Sport-Union Neckarsulm unterhalten. Das „etwas andere“ Interview, können wir hier in voller Länge veröffentlichen. Danke, Ecki!
Sach mal, wie geht es dir und wie ist die Lage so?
Thomas: Hallo Eckie, mir geht es gut! Vielen Dank der Nachfrage. Ich hoffe Dir, bzw. Euch auch?! Wenn Du die Lage in Waiblingen meinst, dann ist sie, wie erwartet. Wir haben eine sehr schwere Saison zu spielen, aber das wussten wir vorher. Wir machen das Beste draus und versuchen weiter, uns von Spiel zu Spiel zu entwickeln.
Uns geht es allen sehr gut. Die 1. Bundesliga ist unberechenbar. Überflieger Bietigheim, dahinter drei Mannschaften mit hohen Niveau und dahinter kann eigentlich jeder gegen jeden gewinnen. Siehst du darin eine Chance doch noch ganz da unten raus zukommen? In Oldenburg, die eine ordentliche Saison spielen, hat es ja schon einmal geklappt.
Thomas: Das freut mich! Ja, das stimmt. Bietigheim spielt in einer eigenen Liga. Dahinter sind der THC und Dortmund. Eventuell noch Metzingen zur Zeit. Dann kommt ein breites Mittelfeld und wir stehen am Ende. Aber wir geben nicht auf so lange es noch möglich ist. Wir haben in Oldenburg gepunktet und in einigen anderen Spielen phasenweise überzeugt. Das wollen wir weiterhin versuchen und natürlich noch den einen oder anderen Punkt holen. Was dann letztlich am Ende raus springt werden wir sehen. Das Team macht das wirklich super und hat eine tolle Struktur und einen super Zusammenhalt. Die Stimmung bei uns ist weiterhin top und das macht echt Freude.

Das hört sich doch gut an. Ich sehe das ja auch beim TVB. Irgendwie sind wir sehr ähnlich aufgestellt. Geiler Trainer/ Trainerin, junges motiviertes Team mit ganz viel Lernbereitschaft und eine Moral vom allerfeinsten! Auch wir sind sehr motiviert und kämpfen bis zum Ende – nur leider zwei Etagen unter euch. Wille und Einstellung kann dabei Berge versetzen oder?
Thomas: Absolut. So lange das Team lebt und gemeinsam in eine Richtung geht ist vieles möglich. Der Wille, die Einstellung und die Leidenschaft kann Berge versetzen. Das ist das A und O!
Wenn einem am Anfang der Saison schon die tragende Säule wegbricht und im Laufe der Saison immer wieder Verletzungen dazukommen, ist das kaum zu kompensieren. Umso stolzer ist man dann natürlich auf die jungen Wilden, die immer besser und stärker dadurch werden. Auch das kannst du so unterschreiben oder?
Thomas: Absolut. Es gibt immer Situationen, die einen zum improvisieren zwingen. Dann hilft es mutig zu sein und als Team zu agieren. Und manchmal bringen gerade die jungen Spielerinnen mit Ihrer Umbekümmertheit einen besonderen Touch rein.
Leider fehlt vielen Vereinen auch das nötige Kleingeld, um groß einzukaufen. Daher werden junge Spielerinnen aus der A-Jugend immer mehr zur Tagesordnung. Kann der Plan auf Dauer tatsächlich aufgehen oder wird der Abstand zu den Top-Vereinen irgendwann zu groß?
Thomas: Der Abstand wird zwangsläufig größer werden. Es wird irgendwann einen harten Schnitt geben zwischen den professionell geführten Vereinen mit den wirtschaftlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen und dem Rest. Das ist so und wird auch so kommen.
Zumal nächste Saison ja auch noch die Bundesliga verkleinert wird und somit werden einige Vereine sich neu aufstellen müssen. Da geht es dann auch um die Existenz. Die Sponsoren investieren nicht mehr so wie früher. Wie kann man diesen Trend stoppen?
Thomas: Es wird am Ende darauf hinaus laufen, dass es die „Profis“ in Liga 1 geben wird und den Rest darunter. Ich hätte den einen oder anderen Punkt in den Konzept der HBF und des DHB zum Thema „Professionalisierung im Frauenhandball“ sicher etwas anders gestaltet und den einen oder anderen Schwerpunkt sicher etwas anders gesetzt aber klar ist auch, dass es professioneller werden muss wenn wir den Frauenhandball nach vorne bringen wollen. Da sind gewisse Voraussetzungen eben von nöten. Den Trend stoppen kann man nicht und sollte es meiner Meinung nach auch nicht. Aber man sollte versuchen möglichst viele mitzunehmen und vor allem an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Ausbildung und Weiterbildung ist da ein Hauptthema für mich. Wir werden es nur schaffen mehr Interesse zu generieren wenn der Sport besser wird. Und das gelingt meiner Meinung nach nur mit einer wesentlich besseren Förderung der Talente und einem möglichst breiten Angebot an professionellem Training.
Eckie: Das man Damenhandball vermarkten kann, hat der BVB eindrucksvoll bewiesen. 11.112 Zuschauer kann man mal machen. Leider ist das nicht alltäglich. Die Idee war mega! Wäre sowas in eurem Umfeld möglich und würde es auch so angenommen?
Thomas: Das glaube ich nicht. Vielleicht bei Bietigheim. Da geht es auch um die internationale Präsenz. In Waiblingen wären auch gegen Györ keine 11.112 Zuschauer gekommen.
Nehmen wir die Elfen aus Leverkusen, seit Einführung der 1. Liga immer dabei und Anführer der ewigen Tabelle. Auch mit Aktionen in Kooperation mit Fußball und Basketball ist der Zuschauerzuspruch gering. Die Mannschaft hat kaum noch bekannte Gesichter. Bensheim rüstet mit Kim Naidzinavicius auf. Verkehrte Welt irgendwie oder?
Thomas: Na ja, Dinge verschieben sich. Aber Leverkusen ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass alleine eine proffesionelle Spielhalle mit Boden und Tribüne nicht das Allheilmittel ist. Mir geht es wie gesagt in ersten Linie um professionelle Strukturen was Ausbildung und Training angeht. Das kann man auch mit nur einer Tribünen-Hälfte leisten. Da geht es um andere Dinge wie mehr und Qualitativ hochwertigeres Training, bessere Individuelle Ausbildung usw.
Bin ich vollkommen bei dir! Fast fertig – noch kurz privat , wie läuft das bei Euch zu Hause ab? In einer Liga zu Hause, gibt es da den ein oder anderen Spruch und wie läuft eigentlich ein Tag bei einem Trainer in der 1. Liga so ab?
Thomas: Wir sprechen tatsächlich nicht so viel über Handball und wenn dann eher allgemein oder über andere Teams. Unsere eigenen Teams sparen wir aus, da sind wir quasi ganz professionell. Jeder macht seinen Job mit maximaler Leidenschaft und freut sich für den anderen, aber auf der Couch wollen wir dann gerne über andere Themen sprechen und die „Arbeit“ außen vor lassen. Wie ein Tag bei einem Erstliga Trainer aussieht? Ziemlich voll😅 wir haben 8 Trainingseinheiten die Woche, wobei ich bei den 2 Athletik Einheiten nicht immer anwesend bin, da wir Athletik-Trainer haben. Sonst müssen die restlichen Einheiten aber geplant, vorbereitet und nachbereitet werden. Außerdem bin ich sehr kommunikativ und spreche viel mit meinen Spielerinnen, meinem Stuff und dem Vorstand. Mit anderen Menschen stehen da natürlich in der Woche ebenfalls einige Gespräche an (Berater, Zeitung, Kollegen usw.). Videoanalyse ist auch ein großer Teil, der 10 bis 15 Stunden die Woche in Anspruch nimmt. Die Gegner müssen analysiert werden, das eigene letzte Spiel muss aufgearbeitet werden. Nimmt man die Fahrtzeit ins und vom Training dazu und die Fahrten zu den Heim und Auswärtsspielen ist da in der Woche schnell die 60 Stunden Marke geknackt. Glücklicherweise darf ich in meinem Job aber das machen, was ich am meisten liebe. Handball. Da fällt einem der Zeitaufwand gar nicht so auf.
Letzte Frage: Was steht 2023 noch an und was möchtest du gerne noch los werden?
Thomas: 2023 bringt wieder Neues. Für mich, mit einem neuen Job in Neckarsulm und privat mit einer noch zu planenden Hochzeit. Für Waiblingen und Wuppertal hoffe ich bringt 2023 am Ende den maximalen Erfolg und eine gute sportliche Zukunft, wie auch immer und wo auch immer diese sein wird. Am wichtigsten ist doch, dass wir alle am Ende glücklich und vor allem gesund bleiben.
Das ist ein würdiges Ende eines tollen Interviews! Vielen Dank, hat wieder sehr viel Spaß gemacht!Alles Gute und bis bald 🍀❣️ECKIE
Thomas: Sehr gerne👍🏼Euch allen auch alles Gute 🍀❣️
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