Foto: Jörg Dembinski
Handball, du fehlst. Am 29.08.2020 sah ich das letzte Mal ein Handballspiel live vor Ort. Der HSV Solingen Gräfrath traf in einem Testspiel auf den Thüringer HC. Handball, du fehlst. Mir fehlt der meist eher unbequeme Tribünenplatz. Mir fehlt der typische Geruch älterer Sporthallen. Mir fehlen die Emotionen, die von den Spielerinnen auf die Zuschauer übertragen werden. Mir fehlt mein Kaltgetränk. Mir fehlen die „Fachgespräche“ mit Freunden und Bekannten. Handball, du fehlst.
Die Spielerinnen des TVB Wuppertal liegen sich in den Armen. So eben feierten die Handballgirls einen fulminanten Auswärtssieg beim HC Rödertal. Lächelnde Gesichter auf der einen Seite, hängende Köpfe auf der anderen. Freud und Leid liegen gerade beim Handball eng beieinander. Als ich diese Bilder am Samstagabend sah, kam mir sofort der Gedanke: Handball, du fehlst! Natürlich bin ich über jedes Spiel dankbar, welches man via Livestream verfolgen kann, allerdings kann auch eine gute Übertragung das reale Erlebnis nicht ersetzen. Handball, du fehlst.
Es ist Sonntagabend. Ich sitze an meinem Schreibtisch und schreibe diese Zeilen einen Tag vor der Ministerpräsidentenkonferenz, in der wohl erneut strengere Maßnahmen im Kampf gegen Corona beschlossen werden. Die Hoffnung, wohl noch in dieser Saison ein Handballspiel der 1. oder 2. Liga besuchen zu können, war wohl eher naiv. Handball, du fehlst.
Nicht nur als Fan, sondern gerade auch als Amateursportler bin ich vom Lockdown betroffen. Mein letztes Meisterschaftsspiel liegt ebenfalls mehr als ein halbes Jahr zurück. An Training war in den vergangenen Monaten logischerweise auch nicht zu denken. Handball, du fehlst.
Natürlich dreht sich für viele Menschen derzeit nicht alles um Sport. Ich schreibe diese Zeilen in einer komfortablen Situation. Ich habe einen Job und komme halbwegs unbeschadet durch die Pandemie. Zahlreichen Menschen ergeht es anders. Sorgen um die eigene Existenz. Psychische Probleme. Kinder und Jugendliche, die nicht regelmäßig in die Schule gehen können.
Es sind verrückte Zeiten. Die Sehnsucht nach Normalität ist groß. Normalität in allen Bereichen. Wann diese Zeiten besser werden ist ungewiss. Was hilft, um auch weiterhin optimistisch zu sein, ist möglicherweise träumen. Wenn ich in den nächsten Tagen wieder ein Handballspiel via Livestream verfolge und dabei ein Kaltgetränk zu mir nehme, träume ich von besseren Zeiten. Zeiten, in denen ich endlich wieder in der Halle sitze und echte Emotionen erlebe.
Handball, du fehlst!
Welche Erinnerungen habt ihr an euer letztes Handballspiel? Was fehlt euch derzeit am meisten? Schreibt uns gerne eine Nachricht über unsere Social Media Kanäle oder an redaktion@frauenhandball.com.