Foto: Jörg Dembinski
Eine Woche nach Beendigung der Handball Europameisterschaft der Frauen, die in Dänemark von Norwegen gewonnen wurde und bei der die DHB-Auswahl einmal mehr enttäuschend abgeschnitten hat, empfängt der Thüringer HC die Frauen der Borussia 09 Dortmund. Eigentlich ein Spitzenspiel, wenn da nicht der THC zuletzt in der Liga selbst enttäuschte und nach Niederlagen gegen den Buxtehuder SV, Bayer 04 Leverkusen und in Metzingen nunmehr mit 7 Minuspunkten auf Platz fünf der Tabelle abgerutscht wäre. Für den THC ist der Kampf um die Meisterschaft nur noch Geschichte, es gilt alle Anstrengungen zu unternehmen, um einen Platz für eine internationale Startberechtigung zu belegen.
Für den THC kommt es zum Jahresende 2020 noch einmal ganz dick. Mit Dortmund reist eine mit internationalen Stars gespickte Mannschaft in die Salza-Halle, die im bisherigen Saisonverlauf noch keinen Punkt in der Bundesliga abgegeben hat. Ungeschlagen ist indes der BVB nicht. Im DHB-Pokal ist der haushohe Favorit überraschend gegen den Buxtehuder SV ausgeschieden. Für Herbert Müller „kann es solche Ausrutscher immer mal geben. Auf der anderen Seite ist der BVB bisher federleicht durch diese Liga marschiert und hat auch in Bietigheim klar und souverän gewonnen. Die spielen einen schnellen, dynamischen Handball, da macht es Spaß zuzuschauen“, sagt Herbert Müller mit großem Respekt. Er sieht die Dortmunder zudem in der EHF Champions League besser aufgestellt, als sie sich zur Zeit noch platzieren. „Die Meisterschaft geht nur über Borussia Dortmund, aber klar, wir wollen aus einer wohltuenden Außenseiterrolle heraus unsere Chance nutzen, wenn sie uns der Gegner bieten sollte.“ Leider finden die Heimspiele des THC bis auf Weiteres immer noch unter strengsten Hygiene-Regeln, ohne Zuschauer und unter Beobachtung ganz weniger zugelassener Medienvertreter statt. Zum Glück ist das Sonntagsspiel (Salza-Halle, 15:00 Uhr) eins von mehreren Bundesligaspielen, die in dieser Saison von Eurosport live im Fernseher übertragen werden. So haben alle THC-Fans die Möglichkeit, ihr Team von der heimischen Couch aus zu beobachten und die Daumen zu drücken.
Zu den Mannschaften, die den EHF Champions League Teilnehmer Borussia 09 Dortmund herausfordern können, gehört der Thüringer HC noch immer. Allerdings zeigte die Mannschaft in den zurückliegenden Jahren gerade in den Spielen nach den internationalen Events um den Jahreswechsel vorübergehend ein paar Schwächen. Es ist nicht so einfach, eine Mannschaft nach der Rückkehr von einer so strapaziösen Meisterschaft wieder als homogenes Team zu formieren und nunmehr auf den stärkst möglichen Gegner in der HBF einzustellen. Im Coronajahr 2020 ist das Ganze noch ungleich schwieriger. Zwar waren nur wenige THC-Spielerinnen in Dänemark dabei, in der DHB-Auswahl nur Ina Großmann. Wegen Reiseverboten, Quarantäne- und Hygieneregeln ist es für einige Spielerinnen noch nicht einmal ein richtiges Weihnachten mit der Familie. Einige haben ihre Angehörigen über Monate nicht gesehen, Reisen in die Türkei oder nach Tunesien sind derzeit nicht möglich. Es bleibt nicht bei der einen Herausforderung, denn bereits drei Tage später, am Silverstervorabend trifft der THC auswärts auf die Neckarsulmer Sport Union. Die liegen überraschend auf Platz vier der Tabelle und haben zuletzt fünf Spiele in Folge gewonnen, u. a. gegen Bensheim/Auerbach, Leverkusen und Oldenburg.
In Oldenburg begann die Erfolgskrise unseres THC. Ging es dort gerade noch mit einem blauen Auge ab, traf uns die Heimniederlage gegen Leverkusen tief ins THC-Herz, ebenso die vermeidbare Niederlage in Buxtehude. Aus diesem Tief muss der THC wieder heraus, das souverän gewonnene K. O.- Spiel um den Einzug in die Gruppenphase der EHF European League in Blomberg-Lippe zeigte, dass es die Mannschaft besser kann. Daran gilt es wieder anzuknüpfen, mit Selbstbewusstsein, mit dem THC-Gen im Herzen, mit Siegeswillen und niemals aufgeben.Dortmund muss die erfolgsverwöhnten niederländischen Handballweltstars, die mit Platz sechs bei der Europameisterschaft ihre Ziele auch nicht erreicht haben, erst wieder mental aufrichten. Es wird interessant zu sehen sein, wie sich die Gäste präsentieren. Von der Papierform her ist Dortmund haushoher Favorit, jede ihrer Spielerinnen ist eine Klasse höher einzustufen als der diesjährige THC-Kader. Deshalb ist Mannschaftsgeist gefragt, das bedingungslose Miteinander, Disziplin und Konstanz, aggressives Deckungsverhalten und hohe Wurfeffektivität. Ohne die Fans wird das für die Heimmannschaft doppelt schwer.
Zum Kader:
Bis auf Ina Großmann, die noch im Urlaub ist, sind alle Spielerinnen von der EM oder ihren Nationalmannschaften zurück. Alle sind gesund und unverletzt. Nur bei Ines Khouildi macht der Heilungsprozess ihrer alten Verletzung weiterhin Sorgen, sodass sie wohl um eine nochmalige OP nicht herumkommen wird. Ein kleiner positiver Vorausblick: Iveta Koresova, die im August einem kleinen Jungen das Leben geschenkt hat, steigt im Januar wieder in das Training ein.
Pressemitteilung Thüringer HC