Foto: Jörg Dembinski
Liebe Handballfans,
in unserem neuen Wochenend-Briefing informieren euch über die anstehenden Spiele in der HBF. Zudem beleuchten wir noch einmal kurz und knapp die wichtigsten Themen der vergangenen Tage und geben dazu eine persönliche Einschätzung ab. Viel Spaß beim lesen!
Für zahlreiche Mannschaften der HBF stehen an diesem Wochenende die vorerst letzten Meisterschaftsspiele vor der Nationalmannschaftspause auf dem Programm – Vorausgesetzt die EM findet planmäßig statt. Sollte die Europameisterschaft der Frauen in Dänemark aufgrund der Coronakrise abgesagt werden, könnte es gut sein, dass die HBF während dieser Zeit einige Nachholspiele ansetzen wird. Man kann also durchaus gespannt darauf sein, wann die EHF ihre endgültige Entscheidung bekanntgeben wird. So langsam wird es ja auch Zeit. Vor der EM-Pause können sich die Handballfans aber noch auf spannende Duelle in der ersten und zweiten Liga, sowie in der EHF European League freuen:
Buxtehude : Mainz 05
Keine Frage, der Buxtehuder SV geht als klarer Favorit in das Spiel gegen die Meenzer Dynamites. Der BSV muss allerdings auf die am Meniskus operierte Caroline Müller-Korn, sowie höchst wahrscheinlich auch auf Lynn Schneider (Gehirnerschütterung), Isabelle Dölle (Fersenprobleme) und Lea Rüther (Rückenschmerzen) verzichten. „Wir müssen die Zahl unserer technischen Fehler unten halten und geduldiger sein, damit ein Spielfluss entsteht. Mit einer guten Passqualität müssen wir den Gegner in Bewegung bringen.“ Dabei dürfe die Abwehrarbeit allerdings nicht vernachlässigt werden. „Wir müssen mit einer guten Körpersprache verteidigen und aus einer stabilen Deckung in unser Konterspiel kommen“, so Cheftrainer Dirk Leun.
Die Dynamites wollen in Buxtehude dennoch eine gute Leistung zeigen und taktisch einwandfrei auftreten: „Wir müssen versuchen, uns gut vor der Kreisläuferin zu positionieren, um mögliche Anspiele zu erschweren. Gegen die Halbangreiferinnen wollen wir etwas offensiver agieren. Ansonsten werden wir weiter an unserm Rückzugsverhalten arbeiten und im Angriff auf Abläufe setzen, die wir in den letzten Wochen weiter intensiviert haben“, so Mainzer Coach Florian Bauer. Verzichten muss Mainz am Samstag auf Natalie Adeberg und Franziska Fischer.
Neckarsulmer Sport-Union : Bensheim/Auerbach
Das Spiel der Neckarsulmer Sport-Union gegen die Flames aus Bensheim/Auerbach kann man durchaus als Duell auf Augenhöhe bezeichnen. Zwar steht die NSU derzeit auf dem vierten Tabellenplatz und die Flames auf dem siebten, allerdings zeigten beide Teams bisher eine solide Leistung in der Bundesliga. Vor allem Bensheim/Auerbach bestätigt die gute Entwicklung der vergangene Jahre und hat unter anderem mit Alicia Stoffel und Lotta Heider junge Spielerinnen an Board. Zudem feierte zuletzt auch Simone Spur Petersen ihr Comeback nach langer Verletzungspause.
„Bensheim steht seit einigen Jahren für eine aggressive Abwehr und wir stellen uns im letzten Spiel vor der EM-Pause auf einen heißen Fight ein. Wir sind auch gut in die Saison gestartet, haben unseren Rhythmus in der Liga gefunden und möchten die erste Saisonphase natürlich erfolgreich mit zwei Punkten beenden.“, so NSU-Trainerin Tanja Logvin vor dem Heimspiel.
SV Union Halle-Neustadt : Bad Wildungen Vipers
Nach dem gewonnen Pokalspiel vor zwei Wochen gegen Halle, treffen die Vipers nun erneut auf die Wildcats. Vipers-Trainerin Tessa Bremmer erwartet eine aggressive und motivierte Wildcats-Mannschaft: „Wir haben in aller Ruhe das Pokalspiel analysiert und werden alles dafür tun, die zwei extrem wichtigen Punkte vor der EM-Pause zu gewinnen“, so Vipers-Trainerin Tessa Bremmer.
Auf Seiten der Wildcats wird dann auch wieder Sophie Lütke mitmischen können. Nach 10 Monaten Verletzungspause bestreitet die Kapitänin ihr erstes Heimspiel für die Wildcats. „Ich bin froh wieder auf der Platte zustehen. Gerne hätte ich mein Heimdebüt vor Zuschauern gegeben. Was nicht ist kann aber zu einem späteren Zeitpunkt noch werden. Die Hauptsache ist erst mal das ich und wir wieder spielen“, so Lütke.
HL Buchholz Rosengarten : Frisch Auf Göppingen
Die Luchse aus Buchholz peilen gegen die Frisch Auf Frauen aus Göppingen den ersten Heimsieg der Saison an. Als 14. der Bundesliga brauchen die Luchse selbstverständlich jeden Punkt und gegen die aktuell schwächelnden Göppingerinnen, die nur auf dem 13. Tabellenplatz rangieren, allerdings mit zwei Spielen weniger, könnte ein Heimerfolg durchaus möglich sein. Für meine Mannschaft ist das Spiel gegen Frisch Auf! eine richtungsweisende Partie. Meine Mädels wissen um die Wichtigkeit dieser Begegnung und wollen trotz der Schwere der Aufgabe diesmal dem Druck standhalten. Zwar weiß ich noch nicht, welche unserer verletzten Leistungsträgerinnen wieder einsetzbar sind, aber wir wollen dem Gegner einen großen Kampf liefern und beide Punkte in der NordHeideHalle behalten. Ich übersehe dabei nicht die Stärken des Gegners, denn das Team meines Kollegen Aleksandar Knezevic verfügt über viel individuelle Klasse und Routine, aber wenn wir unser volles Leistungspotential abrufen können, dann sehe ich durchaus Chancen, dieses wichtige Spiel zu gewinnen. Es wird wohl eine enge Partie auf Augenhöhe und die Mannschaft mit der besseren Tagesform und der größeren Nervenstärke wird das Spiel für sich entscheiden,“ glaubt Dubravko Prelcec, der Trainer der HL Buchholz 08-Rosengarten.
Personell gehen die Luchse aktuell auf dem Zahnfleisch: „Unsere Personallage ist nach wie vor prekär, zwar können wir Corona-Fälle ausschließen, aber durch die Grippeerkrankung sind viele Spielerinnen total angeschlagen. Wir können nicht darauf hoffen, dass sich unsere aktuelle Lage noch bis Samstag entscheidend bessert. Dennoch werden wir trotz dieser misslichen Umstände alles versuchen, dem Gegner ein Spiel auf Augenhöhe zu liefern“, so Luchse-Boss Sven Dubau.
Die Göppinger können beim Auswärtsspiel aber auf ihren starken Rückraum bauen. Die Tschechin Michaela Hrbkova hat bereits 40 Tore erzielt und bildet zusammen mit der Rumänin Roxana Ioneac Joldes, den Schweizerinnen Romy Morf-Bachmann und Pascale Wyder sowie der Tschechin Sarka Marcikova eine sehr gefährliche Formation.
Oldenburg : Ketsch
Der VfL Oldenburg geht zumindest als kleiner Favorit in das Heimspiel gegen die Kurpfalz Bären Ketsch. Am Sonntag trifft schließlich der Tabellenzwölfte in der heimischen EWE-Arena auf das Schlusslicht der HBF. Unterschätzen sollte man die Kurpfalz Bären aber nicht, schließlich zeigte die Mannschaft von Trainer Adrian Fuladdjusch in einigen Spielen ihr vorhandenes Potenzial, ohne allerdings zu punkten. Unter Druck steht zudem nur der VfL. Die Oldenburgerinnen gingen in den vergangenen vier Spielen mit einer Niederlage von der Platte und müssen so langsam aber sicher wieder zählbares einsammeln, um nicht in die Abstiegszone zu rutschen. Spannend wird auch sein, wie sich das Team von VfL-Coach Niels Bötel nach der unfreiwilligen Quarantäne präsentieren wird. Erst am Donnerstag stieg der VfL ins Mannschaftstraining ein.
Zwickau : Harrislee
Klarer Favorit am Samstagnachmittag ist der BSV Sachsen Zwickau bei Heimspiel gegen den TSV Nord Harrislee. Als Tabellendritter, mit sechs Siegen und nur einer Niederlage präsentiert sich der BSV wie erwartet auch in dieser Saison enorm stark. Die Nordfrauen aus Harrislee liegen aktuell auf dem 11. Tabellenplatz und haben in dieser Saison das Kunststück verbracht, bereits viermal Unentschieden zu spielen. Mit einem Remis wäre Olaf Rogge wohl auch beim Auswärtsspiel in Zwickau mehr als zufrieden. Für alle Fans des BSV bietet sich erstmals in der Vereinsgeschichte die Möglichkeit ein Heimspiel des BSV via Livestream zu sehen.
Solingen : Rödertal
Die Knives aus Solingen bleiben weiterhin die positive Überraschung der Saison. Die Mannschaft von Trainerin Kerstin Reckenthäler steht aktuell auf einem beeindruckenden vierten Tabellenplatz und ist dementsprechend auch gegen den HC Rödertal klarer Favorit. Der Tabellenvorletzte musste sich in den vergangenen Tagen in Quarantäne begeben und reist dementsprechend mit einer eher ungewissen Form nach Solingen: „Die Spielerinnen haben sich per Cyber-Training fit gehalten. Da haben alle super mitgezogen. Trotzdem war die Spielvorbereitung alles andere als optimal. So konnte Neuzugang Ana Ciolan nicht weiter eingegliedert werden. Es ist natürlich etwas anderes, wenn man nur daheim und keine Zweikämpfe oder Abstimmungen in der Abwehr trainieren kann. Wir haben durch die Absage seit drei Wochen kein Spiel mehr bestritten. Das ist eine lange Zeit. Eine gute Vorbereitung stelle ich mir anders vor. Aber es nützt nichts. Wir müssen die Situationen annehmen und erhobenen Hauptes nach Solingen reisen, um dort alles zu geben.“, sagte Cheftrainer Karsten Schneider.
Werder Bremen : TuS Lintfort
Auch Werder Bremen konnte in der vergangenen Woche kein Spiel bestreiten und geht somit mehr als motiviert in das Heimspiel gegen den TuS Lintfort. Man darf gespannt sein, ob Werder gegen die Lintforterinnen wichtige Punkte für den Ligaverbleib einsammeln kann. Beim TuS stehen die verletzten Eva Legermann, auch Yara ten Holte und Jule Samplonius nicht zur Verfügung. Beide Spielerinnen hatten Kontakt zu Corona Patienten. „Dass beide trotz negativer Tests noch länger in Quarantäne bleiben müssen, während Fußballer in solchen Fällen spielen dürfen, verstehe ich nicht“, ärgert sich Grenz-Klein über die beiden Ausfälle und die Entscheidungen der Gesundheitsämter. Bei beiden Spielerinnen liegen die Kontakte schon länger als zehn Tage zurück und beide haben danach negative Testergebnisse bekommen. „Aber es ist halt wie es ist und wir müssen damit umgehen“ findet Grenz-Klein, die hofft, dass ihre Mannschaft erneut auswärts ihre Qualitäten abrufen kann.
Freiburg : Leipzig
Nicht nur Solingen, sondern auch der HC Leipzig ist aktuell eine positive Überraschung der Saison. Die Mannschaft von Trainer Fabian Kunze rangiert auf dem siebten Rang und hat erst zwei Spiele verloren. Dementsprechend geht der HCL auch als Favorit in das Auswärtsspiel bei der HSG Freiburg. Die HSG liegt derzeit auf dem 12. Tabellenplatz und möchte vor der Länderspielpause unbedingt gewinnen, allerdings wird das Ganze eine schwierige Aufgabe – weiß auch Cheftrainer Wiggenhauser: „Wir werden sehr gefordert werden. Leipzig hat viele junge talentierte Spieler und mit den Hummel Zwillingen zwei klasse Spielerinnen mit viel Erfahrung im Kader. Insgesamt einfach eine gute Mannschaft.“ Personell gehen die Red Sparrows etwas geschwächt in die Partie. Der Einsatz von Torhüterin Debora D’Arca, welche sich vergangene Woche in Berlin eine leichte Gehirnerschütterung und eine Kieferprellung zuzog, ist fraglich. Sicher verzichten müssen die Freiburgerinnen auf Spielmacherin Rebecca Dürr. Die 25-Jährige verletzte sich gegen die Füchse Berlin am Knie und fällt mehrere Wochen aus.
Herrenberg : Nürtingen
Vor der EM-Pause steht in der zweiten Liga auch noch ein spannendes und emotionales Derby auf dem Programm. Herrenberg empfängt die TG Nürtingen. „Neue Trainerin, neuer Rückraum, neue Spielanlage. Das ist eine komplett andere Mannschaft“, so Mike Leibssle vor dem Heimspiel gegen die TG. Dennoch gehen die Kutties als Favorit ins Spiel und wollen den zweiten Tabellenplatz behaupten. Nach einer knappen Niederlage gegen Solingen, möchte die TG Nürtingen aber im Derby punkten und so für einen positiven Abschluss sorgen. Ein Sieg zum Abschluss stünde uns gut zu Gesicht“, so TG-Trainerin Ausra Fridrikas.
HSG Blomberg-Lippe : Thüringer HC
Die HSG Blomberg-Lippe steht mit einem Bein in der Gruppenphase der EHF European League. Dank eines deutlichen 31:27-Hinspielerfolges gegen den Thüringer HC, hat die HSG im Rückspiel ein komfortables Polster. „Mit dem Sieg beim THC haben wir bislang nur „eine Halbzeit“ für uns entschieden. Im Rückspiel geht es wieder bei null los und wir werden bis zum Schluss kämpfen, um in eigener Halle verlustpunktfrei zu bleiben“, so HSG-Torfrau Melanie Veith. Veiths Trainer fasst das Motto für den Samstag kurz und knapp zusammen: „Unser Ziel ist es die Gruppenphase zu kommen“.
Handball-Wochenende auf der Couch
Zwar sind durch die Coronakrise nach wie vor keine Zuschauer in den Hallen erlaubt, allerdings haben nahezu alle Vereine keine Kosten und Mühen gescheut, um zumindest einen Livestream auf die Beine zu stellen. Wie gewohnt findet ihr auf Sportdeutschland.tv eine Übersicht, welche Spiele via Livestream angeboten werden. Das Spiel zwischen der HSG Blomberg-Lippe und dem Thüringer HC wird auf der Seite der Lippischen Landes-Zeitung. Einem entspannten Wochenende auf Couch oder im Bett steht also nichts im Wege.
Rückblick auf die vergangenen Tage
Martin Schwarzwald ist neuer Trainer der Werkselfen. Ab Dezember wird Schwarzwald nun beim Rekordmeister an der Seitenlinie stehen und versuchen, sich auch in der ersten Liga als Cheftrainer zu beweisen. Hört man sich bei seinen vorherigen Stationen in Mainz oder Wuppertal um, so bekommt man nur gute Meinungen über den 34-jährigen zu hören. Der A-Lizenzinhaber steht für eine neue Trainergeneration und wird sicherlich anders mit den Spielerinnen umgehen, als zuletzt Michael Biegler. Martin Schwarzwald passt zudem hervorragend in das Konzept der Werkselfen, die schließlich für eine exzellente Jugendarbeit bekannt sind. Schwarzwald und Leverkusen? Das kann definitiv funktionieren!
Ob eine Europameisterschaft in Zeiten von Corona funktionieren kann, ist fraglich. Zwar bemühen sich derzeit die EHF und der dänische Handballverband sehr, die EM in Dänemark stattfinden zu lassen, doch bisher ist immer noch keine endgültige Entscheidung gefallen. Ein internationales Turnier lebt davon, dass die Hallen voll sind und sich Fans aus unterschiedlichen Ländern miteinander austauschen können und gemeinsam Handball erleben können. All das ist in diesen Zeiten nicht möglich. Natürlich würde die EM für einige Spielerinnen das letzte große Turnier der Karriere sein, aber möchte man nicht genau deshalb vor vielen Fans spielen und jeden Moment genießen. Sich nach der Karriere an eine Geister-EM zu erinnern, ist keine schöne Vorstellung. Man darf also gespannt sein, wann die endgültige Entscheidung über Durchführung der EM fallen wird.
Spannend ist derzeit auch der Konflikt zwischen dem DOSB und dem Sportausschuss des deutschen Bundestages. Dazu haben wir einen ausführlichen Text auf unserer Website, den hier lesen könnt: DOSB wird nicht angehört.
Zum Schluss wünsche ich allen Handballfans ein schönes, entspanntes und erfolgreiches Wochenende!
Fragen, Kritik oder Anregungen? Dann nehmt gerne Kontakt zu uns auf: redaktion@frauenhandball.com