Foto: Jörg Dembinski
Die jüngste im BSV-Team Teresa von Prittwitz hatte die Verantwortung des letzten Wurfes. Zwei Sekunden vor dem Ende machte sie mit dem 26:25 die Sensation im Achtelfinale des DHB-Pokals gegen den Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund perfekt.
Dabei begann die Partie denkbar schlecht für den BSV. Wie in den vergangenen Spielen war erneut die Offensive das Problem. In den ersten neun Angriffen des Spiels traf das Team wegen technischer Feh- ler, überhasteter Abschlüsse oder dem Pfosten nicht einmal in das Tor. Dadurch brachte sich das Team frühzeitig unter Druck, auch wegen einer Zeitstrafe gegen Liv Süchting. Dabei hatte der BVB auch einige Fehlwürfe, dennoch erzielte BVB-Kapitänin Alina Grijseels in der achten Minute das 4:0 für die Gäste. Erinnerungen an das 19:36 in der Bundesliga vor sieben Wochen wurde wach. BSV-Trainer Dirk Leun legte die erste Grüne Karte.
Die Auszeit verfehlte zunächst ihre Wirkung. Buxtehude fehlte weiterhin die Durchschlagskraft. Erst nach einer Balleroberung erzielte Luisa Scherer per Tempogegenstoß mit dem 13. Angriff des Spiels den ersten BSV-Treffer zum 1:5 (11.). Auch defensiv standen die Gastgeberinnen nun besser. Der Mittelblock um Annika Lott und Liv Süchting wehrte zwei Würfe ab. Auf der anderen Seite verkürzten Paula Prior und Johanna Heldmann auf 3:5 (17.) – Auszeit Dortmund.
In der verbleibenden Zeit der ersten Hälfte entwickelte sich ein munteres Spiel. Beide Teams suchten schnelle Abschlüsse. Zunächst konnte der Bundesliga-Tabellenführer die Führung auf 12:6 ausbauen. Der BSV ließ sich davon nicht unterkriegen und verkürzte auch dank drei Zeitstrafen gegen die Borussinnen bis zur Pausensirene auf 12:14.
Buxtehude kam auch besser aus der Kabine. Zwar warf Alina Grijseels das erste Tor des Durchgangs, doch fünf Minuten nach Wiederanpfiff erzielte Caroline Müller-Korn mit dem ersten Siebenmeter für den BSV den Ausgleich zum 15:15. Dortmund wirkte verunsichert, blieb am Mittelblock hängen oder leistete sich technische Fehler. Dies nutzte BSV-Kapitänin Lone Fischer nach einem Ballgewinn von Paula Prior zur ersten BSV-Führung zum 16:15 (40.). BVB-Trainer André Fuhr nahm die zweite Auszeit.
Nun war es ein Pokalkrimi. Erst erzielte Lone Fischer das 19:17, ehe die Linksaußen für zwei Minuten vom Feld musste. Mit zwei Toren in Folge sorgte Jennifer Gutierrez Bermejo wieder für eine zwei Tore Führung für den BVB. Auszeit Buxtehude. Johanna Heldmann und Lisa Antl gleichen wieder aus (47.).
Weil Dortmund fast zehn Minuten ohne Treffer blieb, lag plötzlich die Sensation in der Luft. Johanna Heldmann traf zum 25:21 (54.). Doch genau vier Minuten vor dem Ende verkürzte Dortmunds Kelly Dulfer auf 23:25 – Auszeit Buxtehude. Dulfer rückte in der Deckung inzwischen auch nach vorn.
90 Sekunden vor dem Ende musste Liv Süchting vom Feld. Dortmund nutzte die Überzahl und glich 13 Sekunden vor dem Ende durch Inger Smits aus. Doch der letzte Pfeil im Köcher gehörte Buxtehude. Ausgerechnet die jüngste im Team Teresa von Prittwitz bekam zwei Sekunden den Ball auf Linksaußen. Unerschrocken sprang sie in den Kreis und warf den Ball vorbei an der deutschen Nationaltorhüterin Isabell Roch ins Glück. Auch ohne Zuschauer verwandelten die Spielerinnen die Halle Nord anschließend in die Hölle Nord.
André Fuhr, Trainer Borussia Dortmund: „Gratulation an Buxtehude, sie haben es verdient weiterzukommen, sowie wir es verdient haben, auszuscheiden. Wir haben die Chance auf den Sieg leichtfertig vergeben. Aber wenn man so auftritt wie wir, hat man es auch nicht verdient weiterzukommen. Ich wünsche Buxtehude alles Gute, am besten holt ihr jetzt den Pokal“
BSV-Trainer Dirk Leun: „Diesen Sieg hatte niemand für möglich gehalten. Das war eine überragende Leistung gegen eine starke Mannschaft. Dabei sind wir denkbar schlecht ins Spiel gestartet. Wir haben die Chancen nicht genutzt und waren eigentlich hinten. Doch nach dem 3:5 haben wir gemerkt, dass wir noch im Spiel sind. Es zeigt von hoher Moral, dass wir zurückkommen. Am Ende kommen wir mit Glück, aber verdient weiter.“
Teresa von Prittwitz, Siegtorschützin zum 26:25: „Ich kann es immer noch nicht glauben, es ist unbeschreiblich. Wir haben Dortmund aus dem Pokal geschmissen. Dass ich den letzten Ball bekomme, damit habe ich nicht gerechnet. Ich bin sehr, sehr sprachlos. Mitte der ersten Halbzeit hatte ich das Gefühl, dass wir gute Chancen haben, weil wir haben den Rückstand nicht größer werden lassen und haben eine überragende Abwehr gespielt.“
Spielbericht: Buxtehuder SV