Foto: Thüringer HC

In der Pressekonferenz zum Auftakt der Bundesligasaison 2020/21 sagt THC-Cheftrainer Herbert Müller diesen Satz: „Der THC ist für die Saison bereit.“ Das Team von Müller trifft am Samstag um 18 Uhr auf die Kurpfalz Bären Ketsch.

„Die Aufgabe war schwer genug, um acht Neuzugänge und zwei Juniorenspielerinnen zu integrieren, sozusagen ein neues Team zu formieren“, sagt Herbert Müller, ohne extra zu betonen, dass Spielerinnen aus elf Nationen im Team spielen und er mehr englisch sprechen muss als früher. Die Neuen zeigen sich ehrgeizig, sowohl im Training als auch beim Deutschkurs. Sie wollen, und das stimmt Herbert Müller optimistisch: „Als Team, menschlich und charakterlich sind wir bereit, wenn auch das Sportliche noch Zeit braucht. Aber das ist zu Beginn einer Saison doch immer so.“

Umso wichtiger ist es, dass die Menschen die Maßnahmen der Regierung und der Verantwortlichen verstehen und akzeptieren. Er wünscht sich sehnlichst, dass Ende September in der neuen Salza-Halle, gefüllt mit den Fans der Roten Wand, die Mannschaft stimmungsvoll auf einer Erfolgswelle getragen wird. „Vorläufig müssen wir geduldig und vernünftig sein, gesund bleiben, aber auch offene Ohren und Herzen haben, für die, die eine andere Meinung haben.“.

Auf die Frage, wo der THC zu Beginn der Saison steht, zuckt der Trainer mit den Schultern und zieht die Augenbrauen hoch: „Ich weiß es nicht. Das war eine Vorbereitungsphase wie keine andere. Da waren so viele ungezählte Corona Tests und immer wieder Fieber messen, wenn man eine andere Halle betritt. Ungewohnte Hygienemaßnahmen, monatelang.“. Doch das beklagt der Trainer nicht. Vehement wirbt er um Verständnis für unangenehme Begleiterscheinungen, die er im Interesse der Gesundheit aller als notwendig verteidigt. Zu gerne würde er wieder zur Normalität im Leben wie im Sport übergehen, am liebsten so Handball spielen wie vor Corona in einer stimmungsvoll gefüllten Halle. Zu Beginn der Saison hofft Herbert Müller auf einen baldigen Rahmen, der normale Bedingungen in Hallen mit Zuschauern zulässt. Wohin die Reise geht, kann indes niemand vorhersehen.
„Die Vorbereitung war so anders, weil schon monatelang die Spielerinnen keinen Ball mehr in der Hand hatten. So konnte man nicht wie üblich mit Kraft- und Athletiktraining beginnen. Schon in der ersten Woche war auch der Ball im Spiel. Anders als früher fehlten bei den Testspielen die Härtetests gegen renommierte ausländische Teams der Superklasse. Eine Standortbestimmung fällt deshalb schwer, wenn auch die Testphase ohne Niederlage beendet werden konnte.“, fasst der THC-Trainer zusammen.

Die THC-Mannschaft bewältigt gerade den größten Umbruch ihrer Bundesliga-Geschichte, acht Zugänge und zwei Juniorinnen aus dem eigenen Nachwuchs galt es zu integrieren. Dabei war für Herbert Müller die positivste Überraschung die Entwicklung von Arwen Rühl, die mit Fleiß, Einsatzwillen und Können binnen weniger Wochen den Sprung von der 3. Bundesliga aus der THC-Reserve in die erste Mannschaft geschafft hat. Dabei hatte Herbert Müller die 18-Jährige noch nicht mal auf dem Schirm, als es darum ging, sie eventuell mit einem Zweitspielrecht in einer Mannschaft der 2. Bundesliga zu versehen. Ebenso positiv eingeschlagen hat auch Laura Kuske, die im Tor solide Leistungen zeigte.

Für die Saison sieht Herbert Müller, wie auch die übrige Fachwelt, die SG BBM Bietigheim und Borussia 09 Dortmund als klare Favoriten meilenweit vorn. „Da soll man sich keinen Illusionen hingeben. Wir haben an Qualität verloren, aber wir wollen vieles wettmachen mit Teamgeist, mit Charakter, Spielfreude, Kampf- und Siegeswillen. Mit den Eigenschaften, die den THC auf diese Erfolgswelle von sieben deutschen Meistertiteln und drei Pokalsiegen geführt haben.“.
Herbert Müller hält sich nicht lange bei der Vergangenheit auf. Wenn ihn etwas schmerzt, dann ist es die Pause von Iveta Koresova, die am 18. August einen gesunden Jungen geboren hat. Da wünscht sich der Trainer eine Rückkehr in die Mannschaft am Jahresende oder zu Beginn des neuen Jahres, ansonsten bleibt keine Zeit, anderen Abgängen eine Träne nachzuweinen. Den Kampf ums Podium hat Herbert Müller auf dem Schirm. Vorne will er mitzuspielen und die Favoriten herausfordern. Im Sport ist vieles möglich, alles darf nichts muss. Er will seine Spielerinnen nicht unter Druck setzen, selbst wenn die Saison eine Zwischenetappe sein sollte.

In dieser Hinsicht hat dem Trainer die Vorbereitungszeit richtig Freude gemacht. Die Mannschaft hat mitgezogen, „haben es für sich verinnerlicht, was es heißt, eine vom Thüringer HC zu sein“, sagt Herbert Müller und man sieht ihm seine Freude an den strahlenden Augen, heute am Tag seines 58. Geburtstages, direkt an.

Zum Spiel:
Von Herbert Müller gibt es eine klare Ansage „Der THC ist in Ketsch Favorit, die zwei Punkte sollen bei der Heimreise mitgenommen werden.“. Sein Zwischenziel für die ersten vier Spiele heißt, in der Saison ankommen, nicht gleich an Boden verlieren, sechs Punkte sind Pflicht. Würden es mehr sein, wäre das schon ein „Wow-Effekt“. In Ketsch bei den Kurpfalz Bären sind 150 Zuschauer zugelassen. Der THC musste eine 24-köpfige Delegation namentlich anmelden. Gästefans sind nicht zugelassen, muss aber trotzdem in der Neurotthalle seiner Favoritenrolle gerecht werden. „Im ersten Spiel geht es um keinen Schönheitspreis, aber der Sieg ist Pflicht“, sagt Herbert Müller. Die Kurpfalz Bären sieht er neben dem 1. FSV Mainz 05 und die Handball-Luchse von Buchholz 08-Rosengarten im Kampf gegen den Abstieg.

Zum Kader:
Das Bundesligateam geht in die Saison mit Mannschaftskapitänin Lydia Jakubisova, die nunmehr ihre 10. Saison beim THC spielt. Meike Schmelzer und Josefine Huber ergänzen den Mannschaftsrat.
Meike Schmelzer laboriert noch an dem Riss des Außenbandes im Fuß. Es besteht die Hoffnung, dass sie beim ersten Heimspiel am 26. September gegen die Handball Luchse Buchholz 08-Rosengarten wieder auf der Platte steht. Alle anderen Spielerinnen sind bis auf die kleinen Wehwehchen, die für eine harte Vorbereitung normal sind, spielfähig.
Die Juniorin Arwen Rühl wird auf jeden Fall spielen, da ist sich Herbert Müller sicher.

Text: HaJo Steinbach