Foto: Werder Bremen
In den nächsten Tagen werden wir auf frauenhandball.com in regelmäßigen Abständen eine ausführliche Saisonvorschau für die Erst-und Zweitligisten veröffentlichen. Wir haben uns bei den Verantwortlichen umgehört und erfahren somit aus erster Hand, wie der jeweilige Verein die kommende Spielzeit einschätzt. Nach dem wir gestern einen genauen Blick auf die Kurpfalz Bären Ketsch geworfen haben, schauen wir nun auf den Zweitligisten Werder Bremen.
Für den SV Werder Bremen war die zurückliegende Spielzeit eine echte Achterbahnfahrt. Werder fand sich von Beginn an im Tabellenkeller wieder und konnte bis zum Abbruch der Saison nur sechs Ligaspiele gewinnen. Nach dem der Saisonstart der Bremer in der vergangenen Saison mächtig schief lief, konnten die Verantwortlichen Mitte Dezember einen echten Transfercoup landen. Mit Robert Nijdam schnappte sich Werder einen neuen Trainer, der davor bei Bayer Leverkusen unter Vertrag stand und den Posten von Dominic Buttig übernahm. Die Tendenz unter dem Niederländer zeigte Spiel für Spiel nach oben und die Werder-Frauen spielten sich nach und nach aus der Abstiegszone. Der Klassenerhalt wäre wohl auch geglückt, wenn die Spielzeit nicht durch die Situation rund um das Coronavirus abgebrochen wurden wäre. Das Momentum sprach zu diesem Zeitpunkt klar für Bremen und gegen die Konkurrenten Freiburg und Solingen.
In der kommenden Saison soll es für Werder Bremen natürlich anders laufen. Ohnehin verspricht der Abstiegskampf in Liga zwei eine Menge Spannung. Da es drei Absteiger geben wird und kein Aufsteiger aus der dritten Liga an der Saison teilnimmt, dürfte nahezu die Hälfte der Vereine um den Ligaverbleib spielen. Auch für Werder Bremen wird es nun erneut um den Verbleib in Liga zwei gehen.
Der Trainer:
Wie erwähnt ist Robert Nijdam seit Mitte Dezember als Trainer von Werder Bremen tätig. Nach dem es für den Niederländer bei den Werkselfen in Leverkusen nicht ganz so optimal lief und er während der Saison gehen musste, scheint Nijdam bei Werder etwas neues aufbauen zu können. Ohnehin gilt der Niederländer als ein exzellenter Talententwickler und Förderer des Nachwuchses. Zu der Philosophie der Werder-Frauen scheint Robert Nijdam also bestens zu passen. Da Nijdam nun auch eine komplette Vorbereitung mit seiner Mannschaft bestreiten kann und somit seine Vorstellungen besser umsetzen kann, dürfte man von Werder Bremen in der kommenden Saison ein durchaus anderes Auftreten erwarten.

Zu- und Abgänge:
Zugänge: Nina Engel (eigene Jugend), Annika Fröhlich (Buxtehuder SV), Larissa Gärdes (eigene Jugend), Merle Heidergott (HSG Blomberg-Lippe), Victoria Nigbur (SV Henstedt-Ulzburg), Danique Trooster (DSVD Deurningen, Niederlande)
Abgänge: Marie Andresen (HSG Blomberg-Lippe), Meike Anschütz (Karriereende), Stefanie Güter (1. FSV Mainz 05), Lotta Heinrich (eigene 2. Mannschaft)
Die Schlüsselspielerin:
Auch wenn die Verantwortlichen aus Bremen die Frage nach einer Schlüsselspielerin nicht beantworten wollten und die gesamte Mannschaft in den Fokus stellen, so gibt es bei den Norddeutschen dennoch eine klare Schlüssel- und Führungsspielerin. Rückkehrerin Merle Heidergott wird sicherlich der Dreh- und Angelpunkt der Bremerinnen sein. Nach einem Jahr in der ersten Bundesliga bei Blomberg-Lippe, kehrte Heidergott im Sommer zurück zu Werder Bremen. Die Sehnsucht nach ihrem gewohnten Umfeld war groß und so gehört Heidergott im aktuellen Kader von Werder zu den erfahreneren Spielerinnen. Die Rückraumspielerin wird in Bremen viel Verantwortung tragen müssen. Mit ihrer Schnelligkeit und ihrer Wurfstärke wird Heidergott nicht nur auf Torejagd gehen, sondern mit ihrer Übersicht auch andere Spielerinnen in gute Wurfpositionen bringen müssen. Vor allem auf das Zusammenspiel mit Neuzugang und Kreisläuferin Annika Fröhlich darf man gespannt sein. Fröhlich kam im Sommer vom Buxtehuder SV und möchte sich nun in der zweiten Liga einen Namen machen.
Dafür steht Werder Bremen:
„Wir wollen attraktiven Handball spielen und eine junge Mannschaft entwickeln“, beantwortet Handball-Vorsitzender Martin Lange die Frage nach dem Spielstil der Werder-Frauen. Man darf also durchaus gespannt sein, ob Cheftrainer Robert Nijdam seine Vorstellungen und sein Konzept in der Vorbereitung umsetzen konnte. Sollte das der Fall gewesen sein, dürften sich die Handballfans in Bremen tatsächlich auf eine talentierte und hungrige Mannschaft freuen, die durch schnellen und mitreißenden Handball begeistern wird.
Werder Bremens Meistertipp:
BSV Sachsen Zwickau
frauenhandball.com Prognose:
Ein ähnlicher Verlauf wie in der vergangenen Saison wird sich nicht wiederholen. Zwar wird Werder Bremen auch in dem ein oder anderen Spiel Lehrgeld zahlen müssen, allerdings wird Werder auch dank Rückkehrerin Merle Heidergott mehr Punkte sammeln als in der zurückliegenden Spielzeit. Für Bremen wird es auch wichtig sein, die eigene Abwehrleistung deutlich zu verbessern. Im vergangenen Jahr kassierte Werder Bremen die zweitmeisten Gegentore. Insgesamt kassierte Werder 652 Gegentore, nur Solingen musste mit 665 Toren mehr Gegentreffer hinnehmen. Gerade in Spielen wo es offensiv nicht läuft, muss sich der Zweitligist auf die eigene Abwehrleistung verlassen können. Bremen startet mit Spielen gegen Kirchhof, Solingen, Herrenberg und Sachsen Zwickau in die Saison. Die Resultate gegen Solingen und Herrenberg werden wohl zeigen, in welche Richtung es für Werder gehen wird. Allerdings werden auch die Spiele gegen Harrislee, Leipzig, Wuppertal und Freiburg von enormer Bedeutung sein, um frühzeitig in ruhigere Fahrwasser zu gelangen.