Foto: TSV Westerland

Nach 13 Jahren kehrte Olaf Rogge im Sommer zurück zum TSV Nord-Harrislee. Rogge trainierte bereits vor vielen die Nordfrauen in Liga zwei und steht nun erneut vor der schwierigen Aufgabe den TSV vor dem Abstieg zu bewahren. Vor allem die Situation rund um das Coronavirus hat dazu beigetragen, dass die Nordfrauen Anfang September mit einem klaren Wettbewerbsnachteil in die Spielzeit 2020/21 starten werden.

Der Zweitligist präsentierte im März Olaf Rogge als Nachfolger von Herluf Linde. Nach sechs Jahren als Trainer der Nordfrauen, endete für den beliebten „Shorty“ Linde das Kapitel beim TSV. Auch Neu-Trainer Olaf Rogge ist im hohen Norden bestens bekannt. Vor 13 Jahren war der A-Lizenz-Inhaber schon einmal beim TSV Nord-Harrislee als Trainer aktiv. Zuletzt war Rogge für die Landesliga-Handballer des TSV Westerland verantwortlich.

Seine neue Aufgabe bei den Nordfrauen hat Olaf Rogge bereits jetzt schon einiges abverlangt. Aufgrund der Coronakrise beschloss das Land Schleswig-Holstein strikte Auflagen für den gesamten Mannschaftssport. Somit stand auch der Zweitligist vor großen Problemen und konnte bis zuletzt keine seriöse und realistische Saisonvorbereitung aufnehmen. Trainingseinheiten mit mehr als zehn Spielerinnen waren nicht erlaubt, dementsprechend konnten auch keine Testspiele bestritten werden. Im Vergleich zu den anderen Zweitligisten ein klarer Nachteil. Erst am 19. August können die Nordfrauen den echten Trainingsbetrieb aufnehmen. Mit Blick auf den Saisonstart am 5. September, hat die Mannschaft von Olaf Rogge kaum Zeit um sich auf die Herausforderungen der 2. Liga vorzubereiten.

Über die besonderen Umstände, einen möglichen Wettbewerbsnachteil und das Verhalten der Handball Bundesliga Frauen hat sich Cheftrainer Olaf Rogge exklusiv gegen über frauenhandball.com geäußert.

Herr Rogge, wie groß ist die Erleichterung bei Ihnen und ihrem Team, dass Sie am 19. August endlich eine seriöse Vorbereitung aufnehmen können?

Für uns ist diese Entscheidung natürlich eine große Erleichterung. Aber natürlich können nun auch alle anderen Mannschaftssportarten in Schleswig-Holstein aufatmen.

Drei Wochen Vorbereitung mit der vollen Kaderstärke dürfte dennoch äußerst knapp werden. Würde Sie die Meinung teilen, dass die Nordfrauen einen klaren Wettbewerbsnachteil haben?

Selbstverständlich ist das für uns ein klarer Wettbewerbsnachteil. Allerdings scheint das die HBF (Handball Bundesliga Frauen) nicht so zu sehen. Unseren Antrag, den Saisonstart vier Wochen nach hinten zu verschieben, wurde bis dato abgelehnt. Das ist schon sehr schade, denn die HBF hat in den Telefonkonferenzen immer davon gesprochen, dass alle Vereine sechs Wochen vor dem Saisonstart die gleichen Bedingungen haben sollen. Das ist nun aktuell nicht der Fall. Aber vermutlich erinnert man sich dort an das bekannte Zitat von Herrn Adenauer: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“

Dennoch müssen Sie ihr Team nun schnellstmöglich auf den Saisonstart vorbereiten. Wo werden die Schwerpunkte liegen?

Meine Mannschaft muss schnellstmöglich die nötige Wettkampfhärte bekommen, um natürlich auch den körperlichen Anforderungen der 2. Liga gerecht zu werden. Darüber hinaus müssen wir im handballspezifischen Bereich ordentlich aufholen, denn bis zuletzt konnten wir keine Spielphasen im 6:6 trainieren. Darauf werden wir unser Hauptaugenmerk legen.

Für welchen Handball sollen und können die Nordfrauen auch unter diesen Umständen stehen?

In meiner ersten Zeit in Harrislee hieß unser Hallenheft „Nordexpress“, ich denke das beschreibt unseren Spielstil ganz gut. Wir wollen durch schnellen und attraktiven Handball unsere Fans begeistern.

Mit Merle Carstensen hat der TSV Nord-Harrislee eine absolute Schlüsselspielerin verloren. Wir wollen Sie die erfolgreichste Torschützin ersetzen?

Es ist immer schwer Spielerinnen von solcher Qualität zu ersetzen. Wie werden versuchen diesen Abgang über das Kollektiv zu kompensieren. Wenn wir das als Team lösen, werden wir auch etwas unberechenbarer für unsere Gegner.

Wie schwierig wird es die Nordfrauen, auch aufgrund der ungünstigen Umstände, in dieser Saison den Klassenerhalt zu erreichen?

Sehr schwer. Wenn die HBF wirklich bei ihrer Entscheidung bleibt, den Saisonstart nicht doch noch kurzfristig nach hinten zu verschieben, ist es durchaus möglich das wir in den ersten Ligaspielen viel Lehrgeld zahlen werden. Das kann also bedeuten, dass wir mit 0:8 oder 0:10- Punkten starten werden. Diesen Rückstand über den Saisonverlauf aufzuholen, wäre eine nahezu unlösbare Aufgabe.

UPDATE, 17.08., um 16.30 Uhr: Wie die HBF auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilte, wird der Saisonstart der Nordfrauen nun doch um eine Woche verschoben. Mehr dazu gibt es unter diesem Link: Saisonstart der Nordfrauen verschoben