Nachdem frauenhandball.com in den vergangenen Tagen mit Werkselfen-Geschäftsführerin Renate Wolf über den Abgang von Pia Adams sprechen konnte, hat sich nun auch die junge Rückraumspielerin ausführlich über ihren Entschluss geäußert und unserer Seite ein exklusives Interview gegeben. Darin spricht die 24-jährige nicht nur über ihre Zukunft, sondern macht auch deutlich klar, dass es sich bei ihrer Entscheidung nicht um ein endgültiges Karriereende handelt.

A-Jugend-Meister 2013, 2014 und 2015 mit dem TSV Bayer Leverkusen, viertplatzierte bei der U20-WM 2016 in Moskau, zwei herausragende Jahre (2017-2019) in der zweiten Liga für den TV Beyeröhde. Pia Adams kann mit ihren 24 Jahren beachtliche Erfolge nachweisen. Die Rückraumspielerin durchlief das gesamte Jugendprogramm der Werkselfen aus Leverkusen und absolvierte zudem mit 17 Jahren ihr erstes Bundesligaspiel. Somit konnte man im Sommer 2019 durchaus von einer „Feel-Good-Story“ sprechen, als Adams sich nach zwei Jahren bei den Handballgirls, für eine Rückkehr zu den Werkselfen entschied und dorthin zurückkehrte, wo ihre sportliche Karriere begann. Den Sprung in die Bundesliga haben ihr nicht gerade wenige Experten zugetraut, schließlich ist Pia Adams nicht nur mit dem nötigen Talent ausgestattet, sondern auch mit der richtigen Einstellung. Zudem verfügt die junge Handballerin über die perfekte Größe und reichlich Wurfgewalt, um aus dem Rückraum für die sogenannten „einfachen Tore“ zu sorgen. Vor allem die Fans des TV Beyeröhde dürften sich nur all zu gern an die Spielzeit 2018/19 zurückerinnern, als Adams einen großen Anteil daran hatte, dass die Handballgirls unter der Leitung des damaligen Trainers Martin Schwarzwald eine exzellente Saison spielten und auf dem dritten Platz der zweiten Liga landeten.

„Ich bin nach wie vor heiß auf Handball. Es ist einfach meine Leidenschaft.“ (Foto: Jörg Dembinski)

Auch die ersten Monate nach ihrer Rückkehr zu den Werkselfen verliefen für Pia Adams durchaus vielversprechend. Einsätze in der Bundesliga, im DHB-Pokal und internationale Auftritte im EHF-Cup. Der damalige Werkselfen-Trainer Robert Nijdam vertraute Adams und wurde für das Vertrauen durchaus bezahlt. Es schien so, als hätte Pia Adams den Sprung in die Bundesliga endgültig geschafft. Im November vergangenen Jahres begann für die 24-jährige allerdings eine lange und schwierige Leidenszeit. Eine Entzündung im Fuß stoppte die Entwicklung der Rückraumspielerin. Bis zuletzt konnte Adams kein weiteres Spiel mehr für Bayer Leverkusen bestreiten. Eine Tatsache die alle Beteiligten frustrierte.

„In Leverkusen habe ich meine komplette Jugend verbracht und bin dort sozusagen „groß“ geworden, daher habe ich etliche Erinnerungen an den Verein.“ (Foto: Jörg Dembinski)

Dennoch hatten die Verantwortlichen der Werkselfen durchaus Hoffnung, dass Adams nach der langen Pause und dem individuellen Aufbautraining zur neuen Spielzeit wieder ein vollwertiges Mitglied des Kaders werden würde. Eine Woche vor dem Start in die Saisonvorbereitung fasste Pia Adams allerdings einen klaren Entschluss. Die Rückraumspielerin hatte nach wie vor Probleme mit ihrem Fuß und einigte sich mit Bayer Leverkusen auf eine Vertragsauflösung. Somit entschied sie sich für die Gesundheit und gegen den Leistungssport. Pia Adams hat sich Zeit genommen und mit uns ausführlich über ihren Entschluss und über ihre persönliche Zukunft gesprochen. Zudem verriet Adams frauenhandball.com, warum sie Verständnis dafür hat, dass die Verantwortlichen der Werkselfen mit dem Zeitpunkt ihrer Entscheidung nicht ganz so glücklich sind.

„Ich kann zu 100 Prozent nachvollziehen, dass der jetzige Zeitpunkt aus Vereinssicht nicht gerade der beste war. Das tut mir auch sehr leid.“ (Foto: Jörg Dembinski)

Pia, Du hast dich dazu entschlossen erstmal Abstand vom Leistungssport zu nehmen. Wie kam es zu dieser Entscheidung? War die langwierige und hartnäckige Entzündung im Fuß der ausschlagende Grund?

Natürlich ist mir diese Entscheidung, derzeit erstmal eine vorübergehende Pause einzulegen, sehr schwer gefallen. Aber ich habe seit November letzten Jahres durchgehend Probleme, weshalb ich nie über einen längeren Zeitraum richtig mit der Mannschaft trainieren konnte. Auf Dauer war das für mich ziemlich frustrierend und dem Team konnte ich leider die letzte Zeit auch nicht helfen. In Leverkusen habe ich meine komplette Jugend verbracht und bin dort sozusagen „groß“ geworden, daher habe ich etliche Erinnerungen an den Verein. Der Druck war letztendlich sehr sehr hoch und ich habe gemerkt, dass ich nicht mehr all meinen Verpflichtungen gerecht werden konnte und musste dann eine Lösung suchen.

Renate Wolf hat uns gesagt, dass diese Entscheidung zumindest aus Sicht der Werkselfen relativ überraschend kam. Kannst Du nachvollziehen, dass die Verantwortlichen nicht ganz so glücklich darüber sind, auch im Hinblick auf den Zeitpunkt? Die Suche nach einem Ersatz wird für die Werkselfen nun etwas schwieriger.

Ich kann zu 100 Prozent nachvollziehen, dass der jetzige Zeitpunkt aus Vereinssicht nicht gerade der beste war. Das tut mir auch sehr leid. Ich habe die letzten Monate immer versucht alles für das Team zugeben, mich trotz Problemen zur Verfügung zustellen und zu helfen wo ich konnte. Irgendwann ist dann bei mir auch der Zeitpunkt gekommen, wo ich an mich und meine Gesundheit denken musste. Deswegen versuche ich aktuell durch eine gezielte Therapie meinen Fuß wieder fit zu bekommen. Ich bin zuversichtlich, dass mir das auch gelingt. Danach möchte ich weiterhin auf einem hohen Niveau Handball spielen, sofern es der Fuß zulässt, und zeitgleich meinem Beruf als Physiotherapeutin nachgehen.

Deine Ausbildung zur Physiotherapie hast du im vergangenen Jahr abgeschlossen. Wie sieht dein derzeitiger Alltag ohne Leistungssport aus?

Aktuell arbeite ich als Physiotherapeutin in einer Praxis. Zudem versuche ich mich wie bereits erwähnt individuell so wie es geht fit zuhalten und kümmere mich intensiv um die Genesung meines Fußes. Das Problem möchte ich in Ruhe und ohne Stress in den Griff bekommen. Wenn mir das gelingt möchte ich endlich wieder den Ball in die Hand nehmen, denn ich bin nach wie vor heiß auf Handball. Es ist einfach meine Leidenschaft. Wie, wo und wann ich mich nochmal dem Handball verpflichte, wird sich zeigen wenn es soweit ist.

Fotos: Jörg Dembinski