Für Uwe Stemberg waren die vergangenen Wochen alles andere als einfach. Als Spielleiter der Handball Frauen Bundesliga, ist der 76-jährige unter anderem für die Erstellung des kompletten Spielkalenders der 1. und 2. Liga zuständig. Aufgrund der Coronakrise war dies nicht unbedingt ein leichtes Unterfangen.
Grund genug, um mit einem bekannten Gesicht des deutschen Handballsports über die Planungen für die kommende Saison der Frauen Bundesliga zu sprechen. Im Interview zeigt sich Stemberg auch optimistisch, dass der geplante Saisonstart vor gefüllten Rängen stattfinden kann.
Sehr geehrter Herr Stemberg, der Spielplan der Frauen Bundesliga steht bereits. Wie schwierig waren die Planungen aufgrund der Coronakrise, oder wurde Spielplan unabhängig von der Situation zusammengestellt?
Wegen der Coronakrise musste der Spielplan der Frauen-Bundesliga (wie auch der 2. BL) zweimal konzipiert werden. Der erste 14er Spielplan wurde von mir erstellt und am 30. Dezember 2019 an die Vereine versandt. Als nach dem 7. März 2020 klar war, dass die Saison abgebrochen wird und es keine Absteiger – wohl aber Aufsteiger -geben wird, wurde von mir ein neuer 16er Spielplan erstellt, der den Vereinen am 24. Mai 2020 zur Verfügung gestellt wurde. Es sind vier neue Spieltage – von 26 auf 30 Spieltage – dazu gekommen und Sie können sich sicher vorstellen, dass dies alles nicht ganz einfach war.
Wie optimistisch sind sie, dass zum Saisonstart auch wieder Zuschauer in den Hallen dabei sein können?
Nach allen Informationen, die mir zum heutigen Tag vorliegen, bin ich sehr optimistisch, dass wir am 5./6.9.2020 in den allermeisten Bundesländern mit einer gewissen Anzahl von Zuschauern spielen können. Ich kann natürlich nur über den Stand heute urteilen. Sollten sich die Corona-Fallzahlen erhöhen – und eine 2. Welle kommt -, wird man neue Überlegungen anstellen müssen.
Jedes Bundesland hat aktuell seine eigenen Vorschriften, was die zulässigen Zuschauerzahl bei Veranstaltungen betrifft. Werden Sie in Zusammenarbeit mit den Vereinen eine einheitliche Anzahl an zulässigen Fans beschließen, oder darf bzw. kann jeder Verein so viele Fans zulassen, wie es die Vorschriften des jeweiligen Bundeslandes erlauben?
Wir haben in Deutschland ein föderales System. Jedes Bundesland legt Vorschriften nach eigenen Vorgaben fest. Es übersteigt mein Vorstellungsvermögen, daß die HBF festlegen sollte, dass in allen Bundesländern nur die gleiche Anzahl von Zuschauern in die Hallen gelassen werden, obwohl in den Bundesländern verschiedene Zuschauerzahlen erlaubt sind. Wünschenswerrt wäre sicherlich ein einheitliches Vorgehen – allein mir fehlt der Glaube daran.
Als Spielleiter müssen Sie natürlich auf alle Szenarien vorbereitet sein. Wie würde ein möglicher Plan aussehen, falls die Saison zum Beispiel unterbrochen werden muss. Gibt es im Terminplan einen Puffer, um mögliche Nachholspiele anzusetzen? Der Rahmenplan der Frauen Champions League sieht ja auch vor, dass alle Spiele am Wochenende stattfinden.
Wir haben als HBF nach der Einstellung des Spielbetriebes zwei AG´S ins Leben gerufen, die sich ausschließlich, unter meiner Leitung, mit den von Ihnen beschriebenen Szenarien beschäftigt hat. Wir wissen ganz genau was wir wollen, wenn wir irgendwann im Oktober oder aber – noch schlimmer – im Dezember oder Januar beginnen können. Wir haben diese beiden Szenarien schriftlich festgehalten, werden sie aber nicht veröffentlichen. Würden wir diese Szenarien veröffentlichen, würden wir von der vordringlichen Aufgabe ablenken, das wir am 5./6.9.2020 mit der Saison beginnen wollen. Auf diese Aufgabe sollten sich alle Beteiligten vorbereiten und alles dafür tun, damit es geschieht. Die beiden anderen Szenarien würden hiervon nur ablenken.
Abschließend noch eine persönliche Frage. Sie haben während ihrer über 40-jährigen Zeit als Funktionär im deutschen Handball einiges erlebt, was wünschen Sie sich persönlich für die Saison 2020/21?
Ich wünsche mir, dass die Saison 2020/21 ohne Probleme am 5. September 2020 beginnt und am 22. Mai 2021 auch ohne Probleme beendet wird und wir nach 30 Spieltagen einen würdigen „Deutschen Meister“ ehren können.